Letzter Bericht von der Challenge 2007: Sonntag vormittag taten sich ein Paar Plätze auf dem LF auf, und so klaute ich mir eine PSA aus „Ersatzteilen“ zusammen, die Holger und Henning mitgebracht hatten.
(LF Hamburger mit Begleitung :)
Für die erste Lage durfte ich auch gleich Gruppenführer spielen: Pfählung. Nachdem ich noch auf Lösch- und nicht Rüstzug geeicht war, ließ ich das LF 10 Meter hinter dem verunglückten Fahrzeug aufstellen. Dann eine möglichst gründliche Erkundung. Ich fand folgende Lage vor:
Der PKW war auf eine Schuttmulde aufgefahren. Der Fahrer saß in seinem Sitz und wies eine durchaus realistisch dargestellte Pfählungsverletzung auf: ein Eisenrohr ragte aus seinem Bauch heraus, in das Lenkrad hinein. An der Wunde war ein Stück Darm exkorporiert (sagt man das so?). Das Rohr war hinten ausgegtreten, hatte sich durch den Sitz gebohrt und lag auf der Rücksitzbank auf (bäh). Der Fahrer war bei Bewusstsein und ansprechbar. Eine weitere Erkundung ergab keine weiteren Insassen im Innenraum, auch war niemand herausgeschleudert worden. Ein schwarzer Wollknäuel auf dem Beifahrersitz wurde mir als „bösen Hund, der mich beissen will“ beschrieben. Rohr + Hund = doppeltes Pech :)
Während ich weiter erkundete, kümmerte sich bereits der Rettungsdienst um den verletzten Fahrer, die Mannschaft baute die Geräteablage aus und begab sich nach Möglichkeit in Bereitschaft.
Ich will hier nicht zu tief auf den Ablauf eingehen, jedoch die für mich wichtigen Punkte erörtern. Zumal ich keine 24 Stunden davor THL-mässig extrem blank war.
- Eine gute Mannschaft ist Gold wert. So kann man sich als GF / Einsatzleiter auch den Kopf für die grundsätzlichen Sachen freinehmen. Diese Mannschaft war Top: Geräteablage in Bereitschaft, Straßensperrung wurden ohne expliziten Auftrag vorgenommen während ich erkundete. Sie arbeitete durchwegs sauber und kam mit super Ideen, die ich dann umsetzen ließ. War eine absolute Freude. Auch die Zusammenarbeit mit dem RD und dem später eingetroffenen NA war fein
- Bereitstellung, nicht Rettungstraube. Ein Segen
- Rohr = fies. Hund = schöner extra-Stress-Faktor. Wie geht man mit sowas um? Es kam der Vorschlag mit Bandschlingen auf, eine Axt dabei. Wehrt sich das Vieh, eine drüber braten. Habe inzwischen auch CO2-Löscher als guten Tipp bekommen
- Vorteile der Zugführerausbildung: sehr strukturierte, iterative Vorgehensweise. Immer abwägen, ggf. umentscheiden. Immer noch schwer: nicht selbst die Finger anlegen! Sieht im Film zwar doof aus, ist aber wirklich besser. 4 Leute + RD sind fast immer ausreichend, auch zum parallelen Arbeiten. Ausnahme: Dach eines neufahrzeugs abnehmen. R-Klasse mehr als 100 Kilo
- Von den Holländern gelernt: „Safety Man“. In Deutschland ist er nicht vorgesehen, aber man kann ihn durchaus im Kopf haben: regelmäßig eine Runde um das Fahrzeug drehen, schauen es ordentlich eingekeilt ist, ggf. Glassplitter wegschaffen lassen, scharfe Kanten etc
- Bei der Pfählung hätten wir optimalerweise noch den Sitz rund um das Rohr ein wenig abgegtragen. Somit wäre der Festpunkt im Körper gewesen, und nicht im Sitz
- Hier war der Sitz mit wenigen windigen Schrauben festgemacht und schnell abmontiert. Bei einem neueren Fahrzeug sieht das mit dem Sitzausbau schon wieder ganz anders aus. Scheren werden auch immer größer, an einem Einsatz im Innenraum ist nicht zu denken. Mögliche Alternative: „Pocket-Kombigerät„
- Rettung eines schweren Verletzten mitsamt Sitz nach oben / hinten wünschenswert, aber fast unrealistisch. „Dritte Tür“ ist besser: bei einem Dreitürer wird das Blech an den Hintersitzen nach außen gedrückt
- Man kann nicht genug Sicherheitszeugs an Bord haben: insbesondere die magnetische Abdeckfolie für Blech und Holme, aber auch die Fensterplane für den Insassen gehören auf jedes Fahrzeug
- Überlegen, ob man nicht Schutzbrillen und Staubmasken aufs Auto verlastet: beim Glassägen entstehen fieseste Wölkchen aus feinem Glas. zudem beschlägt ein Visier recht schnell. Auch empfehlenswert: kleiner Kuhfuß, Nagelheber
Nach einer guten halben Stunde war der Patient draußen. Bis auf Kleinigkeiten wurde der Mannschaft von den Schiedsrichtern eine klasse Arbeit bescheinigt – viel gelernt, viel Spaß gehabt!
Ordentliche Geräteablage
Das Rohr steckt im Lenkrad fest
Schaffung der „dritten Tür“: Das Blech wird nach hinten gebogen und mit Planen abgedeckt
Link: de.sevenload.com
Bilderstrecke bei Flickr
Challenge: Übung 1
Challenge: Samstag Vormittag
Zum Thema Glas sägen
Wir haben uns letztens auch überlegt wie man die Glassplitter vermeiden kann.
Rasierschaum:
Verhindert recht ordentlich die Staubbelastung, ist aber teilweise schwierig aufzutragen weil man von innen den gesamten Scheibenrand erwischen muss, außerdem ist es eine ziemliche Sauerei.
Gummi entfernen:
Wenn ein Scheibengummi vorhanden ist , kann man diesen einschneiden und einfach abziehen. So kann man die Scheibe einfach rausnehmen. Da aber die meisten Frontscheiben heutzutage eingeklebt werden, hat sich diese Vorgehensweise bald erledigt.
Geschrieben von Andreas Hackenschmidt am