Selbst das Wetter gratulierte der Freiwilligen Feuerwehr Konstanz zum 150-jährigen Jubiläum am 23. Juni 2007 – und das gleich auf doppelte Weise. Nur wenige Stunden vor Beginn der Feierlichkeiten entluden sich zwei schwere Unwetter über der Universitätsstadt und verursachten etwa 150 Hilfeersuchen an die Feuerwehr. Rechtzeitig zum Jubiläumstag strahlt dann aber die Sonne über den Fahrzeugen und Köpfen der Konstanzer Feuerwehr.
Auch wenn die Konstanzer Feuerwehrleute zwischen Unwetter und Jubiläum nicht viel Zeit zum Ausruhen hatten, zeigten sie der beeindruckten Öffentlichkeit ihr Können bei einer Leistungsschau. Alle 60 Minuten ertönte zwischen 10:30 Uhr und 17:30 Uhr „Tatütata“ und die feuerroten Fahrzeuge bahnten sich ihren Weg zum fiktiven Einsatzort. Dank des herrlichen Wetters fanden sehr viele Schaulustige den Weg in den Hafen.
Für jeden Aufgabenbereich der Konstanzer Wehr hatten sich die Organisatoren etwas ausgedacht: Einen Verkehrsunfall mit einem unter einem Lastwagen eingeklemmten Radfahrer galt es ebenso zu bewältigen, wie ein Gefahrgutunfall wie Menschenrettung, die Rettung der Insassen eines ins Wasser gestürzten PKW, eine Menschenrettung über tragbare Leitern und Drehleiter und als letztes zeigte die Höhenrettungsgruppe ihr Können. Die DLRG und der Malteser Hilfsdienst unterstützen die Feuerwehr bei ihrer Leistungsschau.
Angenommen wurde eine Gefahrgutunfall, bei dem es eine verletzte Person aus dem Gefahrenbereich zu retten, und ein beschädigtes Gefahrgutfass zu sichern galt.
Die Rettung über die DLA (K) 23-12 zeigte die Konstanzer Feuerwehr am Konzil.
Die Konstanzer Höhenrettung zeigte ebenfalls ihr Können, u.a. die Rettung eines abgestürzten Fensterputzers.
Pressesprecher Nikolaj Schutzbach verknüpfte seine Moderation mit Fragen rund um das richtige Absetzen eines Notrufes. Wie wichtig es ist, die richtige Notrufnummer zu wissen, zeigte sich bei einer der Schauübungen. Auf die Frage von Schutzbach, wen er anruft und was er meldet, antwortete ein älterer Zuschauer „110“. Ein Raunen ging durch die Menge, und Schutzbach war plötzlich in einer Situation wie Günter Jauch: „Sind Sie wirklich sicher?“
Besonders fesselnd war die Menschenrettung und Bergung eines PKW aus dem Wasser, zusammen mit der DLRG und dem MHD, bei dem auch das Konstanzer Feuerwehrboot „LBD Heinz Schäfer“ zum Einsatz kam. Da die Feuerwehr Konstanz keine eigenen Feuerwehrtaucher hat, arbeitet sie deshalb sehr eng mit der DLRG zusammen. Beide Hilfsorganisationen betreiben gemeinsam einen GW-Wasserrettung. Die Taucher können sich in dem Mercdes-Benz Vario während der Fahrt bereit machen. Personell gibt es aber Verflechtungen zwischen DLRG und Feuerwehr: Einige der DLRG-Taucher sind Feuerwehrleute.
Ein Rettungstaucher rettet einen Dummie, der in dem verunfallten PKW saß.
Die Boje markiert den Standort des verunfallten PKW unter Wasser.
Das FLB hat mit Hilfe einer Seilwinde den PKW an die Oberfläche geholt. Mit dem Ausleger des GW-T wird der PKW nun an Land gehieft.
Auch einen Teil des Fahrzeugparks präsentierte die Wehr nach thematischen Gesichtspunkten. Die Besucher sahen zwischen Stadtgarten und der Hafenstraße die Ölwehr, die Wasserrettung, die Höhenrettung, die Einsatzleitung, die Drehleiter, verschiedene Löschfahrzeuge, den Rüstwagen und den Gefahrgutzug. Anpacken durften die Besucher auch: Am Rüstwagen durften Interessierte einmal mit Schere und Spreizer hantieren, andere durften mit der Drehleiter den Konstanzer Hafen von oben betrachten.
Das 1973 gebaute FLB ist 23 Meter lang und wurde aus den Beständen der ehemaligen DDR gekauft und 1995 in Dienst gestellt. Es erhielt den Namen „LBD Heinz Schäfer“, benannt nach dem ehemaligen Landesbranddirektor von Baden-Württemberg, der sich für die Ölwehr am Bodensee einsetzte.
Das neueste WLF der Konstanzer Wehr. Das WLF 3 steht im Löschbereich Wollmatingen und wurde vom Land baden-Württemberg für Aufgaben der Ölwehr beschafft – ein AB-ÖL folgt noch in diesem Jahr.
Nostalgisch ging es währenddessen auf dem Konstanzer Münsterplatz zu. Eine Oldtimerausstellung lockte jung und alt zum Entdecken vergangener Feuerwehrtechnologie. Und da waren wahre Schätze dabei. Aus Sicht eines Feuerwehr-Fotografen gab es nur ein Problem: Die Fahrzeuge waren mit Blumen geschmückt und die zahlreichen Kinder – möglicherweise Nachwuchs-Feuerwehrleute – nutzten die Fahrzeuge als Spielplatz.
Dieses TLF aus St. Gallen wurde 1963 auf einem Fahrgestell von Sauerer von Rosenbauer aufgebaut. In Betrieb war das Fahrzeug bis 1996.
Bei dem Fahrzeug handelt es sich um ein TLF 16 auf Mercdes-benz LPF 312/36 der Freiwilligen Feuerwehr Singen mit Aufbau von Metz. Baujahr ist 1958, Indienstellung 1959, in Dienst bis 1995. Bei dem TLF handelt es sich um einen Frontlenker – dafür steht das P in LPF – (LPF = Lastwagen in Pullmannbauweise für Feuerwehrzwecke). Gelierfert wurden die LPF zunächst hpts. an die BF Mannheim und Hamburg. Das Fahrgestell an sich ist für LKW geschaffen wurde, nur waren LKW mit Motorhaube populärer.
DL 25 von Magirus der FF Friedrichshafen . Baujahr 1953, Besatzung sechs Personen.
Das ist ein TLF des Feuerwehr-Museumsvereins Bregenz (A) auf einem Chassis von Steyr und einem Tank von Metz. Bauhahr ist 1956, in Dienst bis 1996.
Löschfahrzeug KS10 „Modell Bayern“ der FF Engen von Magirus. Bauhjahr 1923, in Betrieb bis 1964. Das Fahrzeug ist noch in Originalzustand und voll funktionsfähig.
LF 15 der FF Konstanz von Magirus, Baujahr 1924, in Betreib bis 1959. Der 3. Löschzug der Konstanzer Wehr restauriert und pflegt das Fahrzeug.
DL 30 der FF Konstanz auf Magirus. Baujahr 1927, in Betrieb bis 1959.
Noch kein Oldtimer, aber ein Auslaufmodell bei der Konstanzer Feuerwehr. Die DLK 30 auf Magirus deutz, Baujahr 1982, soll noch in diesem jahr ersetzt werden.
Eine Historische Sonderausstellung im Kulturzentrum am Münster mit dem Titel „Feuer und Flamme 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr“ rundete das Festprogramm ab. Die Ausstellung läuft bis in den Oktober und wartet jeden Samstag mit einem „heißen“ Rahmenprogramm auf, die auf dem Münsterplatz vorgeführt werden. Die Feuerwehr und ihre Spezialeinheiten wollen mit diesen Brandschutztipps hauptsächlich Kinder und Jugendliche ansprechen.
Zwischen den beiden Unwetters am Mittwoch und Donnerstag stellte die Feuerwehr ihr neuestes Fahrzeug vor – zumindest gehört das Fahrzeug der Stadt. Ein Stadtbus der Stadtwerke fährt ein halbes Jahr lang mit Werbung für das Ehrenamt bei der Feuerwehr bzw. für die Ausstellung „Feuer und Flamme“.
Ach, und zum Schluss gab es am Samstag dann doch wieder Regen, allerdings aus den Strahlrohren: Zum Abschluss des Tages entschied sich die Feuerwehr eine Show „Wasser aus allen Rohren“ im Hafen zu zeigen.
Geschichtlicher Hintergrund
„Gegründet wurde die Feuerwehr Konstanz 1857 als Folge von zwei Großbränden. Dem ersten Großfeuer fielen am 2. Juni 1856 die Rheinbrücke und Rheinmühle zum Opfer. Durch die Zerstörung der Rheinbrücke wurde der Kontakt zwischen der Altstadt auf der linken Rheinseite und Petershausen unterbrochen. Die Konstanzer Liberalen nahmen das Unglück als Anlass eine Feuerwehr zu gründen. Leider meldeten sich nicht genug Bürger. Erst als es im darauf folgenden Jahr erneut zu einem Großbrand kam, diesmal in der Glockengießerei, flackerte erneut der Gründungswille auf. Das Werben hatte diesmal Erfolg. Bis März 1858 meldeten sich 200 Mann. Im Herbst des gleichen Jahres konnte der Lösch- und Rettungsdienst aufgenommen werden. Die Liberalen, so der Konstanzer Sozialhistoriker Tobias Engelsing, wollten die Feuerwehr für politische Zwecke nutzen. Sie sollte die konservative, kleinbürgerliche Schicht für liberales Gedankengut öffnen.“ [Zitiert]
Weiterführende Links:
- Bildergalerie über das Jubiläum in unserem Fotostream bei Flickr
- Reportage über die Feuerwehr Konstanz
- Reportage über den ELW der Feuerwehr Konstanz
Externe Links
- Bericht im Südkurier über das Jubiläum
- Pressemitteilung auf der Seite der Konstanzer Feuerwehr
Danke für den klasse Beitrag!!!
Geschrieben von Arne am